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Alpin


Auch in Bütthard ruft der Berg
Dienstag, 07.02.06 - Lokalsport Bad Neustadt
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Bütthard Was hatte Franz Kraupe sich alles anhören müssen, als er vor 23 Jahren einen Skiklub in Bütthard gründete. Die rund 1600 Einwohner zählende Gemeinde liegt fernab von Pisten und Steilhängen auf bescheidenen 308 Metern über dem Meeresspiegel. Als "Verrückten" hätten ihn manche bezeichnet, sagt er mit Blick auf die Anfänge. Die Idee, das Fahren auf zwei Brettern auch in seiner Heimat zu forcieren, reifte während des Grundwehrdienstes, den Kraupe bei den Gebirgsjägern in Mittenwald leistete. Der Büttharder hatte dort eine Ausbildung zum Skilehrer genießen dürfen.

Inzwischen hat sich der Klub, dem Franz Kraupe nach 23 Jahren immer noch vorsteht, glänzend entwickelt. Als "Lebensaufgabe" bezeichnet der Vorsitzende den Verein, dessen Mitgliederzahl auf stolze 560 gewachsen ist. Neben einem Rennteam stehen dort 25 Ski- und Snowboardlehrer zu Verfügung, die dem Nachwuchs die ersten Schwünge im Schnee beibringen. Im Winter organisiert der Klub beinahe jedes Wochenende Ausflüge auf die Piste. Der 45 Jahre alte Bankbetriebswirt Kraupe ist meist mit dabei, wenn der Berg ruft. Die Organisation und das Training sind ehrenamtlich.

14 Kinder und Jugendliche entsendet der SC Bütthard in seinem Rennteam zu den Wettkämpfen des Deutschen Skiverbandes gegen den Nachwuchs aus anderen Klubs, etwa aus Garmisch, Mittenwald oder Samerberg. Dabei schafften die Büttharder "Flachlandtiroler" in den vergangenen Wochen in einigen Altersklassen den Sprung auf das Stockerl, also unter die ersten Drei, obwohl sie weit weniger Zeit im Schnee verbringen als ihre Konkurrenten. "Die sind 120 Tage im Jahr in den Bergen, wir vielleicht ein Drittel davon", blickt Kraupe ein wenig stolz auf das "hohe Niveau", das die Büttharder erreicht haben. Zur Vorbereitung auf die Rennen im Winter trainiert der Verein zwei Wochen in Südtirol. An Ostern endet die Saison. Im Sommer wird mit Inlinern und Kippstangen geübt.

Der Erfolg ist für Kraupe nicht das Wichtigste. Man wolle keinen Weltcup-Läufer hervorbringen. Die Jungen sollten bei den Rennen an Erfahrung gewinnen, Tricks und Kniffe lernen. "Ein Rennläufer steht anders auf den Kanten als ein normaler Skifahrer", so Kraupe.

Der Klub hat sich zu einem Magnet entwickelt. Auswärtige aus der gesamten Region schließen sich dem Verein oder dessen Fahrten an. Die Beliebtheit erklärt sich Kraupe einerseits durch die Qualität beim Unterricht. Die ehrenamtlichen Skilehrer arbeiten in kleinen Gruppen mit vier bis acht Kindern. Andererseits bilden auch das Gesellige und die Gemeinschaft einen Schwerpunkt im Vereinsleben. "Für mich stehen der Spaß und die Freude der Kinder im Vordergrund", so Kraupe. Und: "Unser Erfolgsrezept ist aufgegangen, der Skiclub ist zu einem Selbstläufer geworden."


Das hoffnungsvolle Nachwuchs-Rennteam des Büttharder Skiclubs (stehend von links): Tobias Schreck, Benjamin Höhn, Matthias Kraupe, Lukas Kemmer, Johannes Floth, Sebastian Dörr und Steffen Röder; 
(sitzend von links) Gabriel Herrmann, Julian Herrmann, Franziska Floth, Stefanie Kraupe und Florian Kraupe.